Wie ich ja schon erzählt habe, hatte der Hurrikan Helene ganz viel in North Carolina und Tenessee zerstört.
Auch hier in Erwin hat er Spuren hinterlassen.
Das alte Eingangsgebäude des Uncle Johnny Hostel ist vom Sturm mitgerissen wurden, konnte aber zum Glück bereits durch ein neues Gebäude ersetzt werden. Die Brücke über den Nolichucky River ist aber nicht mehr da und es wird noch eine Weile dauern, bis sie neu gebaut wird.
Wie kommt man also über den Fluss?
Da gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man läuft 4 km Straße bis zur nächsten Brücke oder man nimmt die Fähre.
Also ich wäre ja gelaufen!
Aber mein Lieblingsmensch sah das mal wieder ganz anders und wollte sich den Fußmarsch auf der Straße ersparen.
Und ich sollte da auch mitfahren! Also was ich hier alles ertragen muss! Ich bin doch kein Wasserhund!
Zunächst tauschte mein Lieblingsmensch ihre Schuhe gegen irgendwelche Ersatzschuhe ein (die hat sie auch gleich im Wassee verloren und schwimmen jetzt alleine den Fluss hinunter), unser Gepäck wurde im Boot verstaut, ja und dann sollte ich da auch noch rein.
Ich weigerte mich, aber nachdem alle, selbst der Hund vom Bootsführer drin saßen, musste ich wohl auch reinspringen.
Was für ein wackeliges Gefühl unter meinen Pfoten und dann wurden wir mitten im Fluss auf den Steinen abgesetzt und mussten den Rest des Flusses auf unseren Pfoten durchqueren.
Habe ich auch gemacht, nach viel Gezerre an der Leine.
Wir sind auch gut am anderen Ufer angekommen, aber ich habe lange Zeit meinen Lieblingsmenschen nicht mehr beachtet.
Ohne Regen und nassen Pfoten ging es dann weiter bis wir ein feines Plätzchen im Wald gefunden haben und mein Lieblingsmensch das Zelt auf einer Moosfläche aufgestellt hatte. Na auf so einer weichen Unterlage bin ich dann auch ziemlich schnell eingeschlafen.
Der nächste Morgen, ich habe meinem Lieblingsmenschen verziehen, fing recht gut an.
Bei Sonnenschein ging es die ersten 10 Kilometer recht gut vorwärts bis wir zu einer Wegsperrung kamen. Wir sollten eine Umleitung laufen, da der eigentliche Pfad von der Verwüstung durch Helene noch nicht geräumt war.
Mein Lieblingsmensch dachte sich wohl nichts leichter als das, da die nächsten 10 Kilometer auf ihrer Karte nicht besonders schlimm aussahen.
Zunächst ging es eine Weile auf einem Schotterweg weiter bis dieser an einer großen Straße endete und unser Weg weiter durch den Wald den Berg hinauf führte.
Aber so steil, dass selbst ich Schwierigkeiten hatte, hochzusteigen. Zumal der Weg so matschig war, dass mein Lieblingsmensch immer wieder ausrutschte und an meiner Leine zog. Ich weiß nicht wie lange das ging, ziemlich lang nach meinem Gefühl, auch wenn ich als Hund angeblich kein Zeitgefühl habe.
Jedes Mal wenn mein Lieblingsmensch eine Verschnaufpause einlegte und das passierte sehr oft, legte auch ich mich hin.
Irgendwann sind wir tatsächlich oben angekommen und fanden eine kleine Fläche für unser Zelt direkt am Wegesrand.
Ich bin sofort eingeschlafen und ich glaube mein Lieblingsmensch auch. Aufgestanden sind wir erst mittags des nächsten Tages und auch nur 7 Kilometer zum nächsten Shelter gelaufen.
Da fing es auch schon wieder an zu regnen. Es regnete die ganze Nacht und hörte auch am Morgen nicht auf.
Was also tun? Warten bis die Sonne scheint? Ich hätte das gemacht, aber wann geht es schon nach meiner Hundenase.
Also alles eingepackt, Regenmantel übergezogen und los ging es zum Roan High Knob hinauf, dessen Gipfel 1900 Meter hoch liegt.
Es stürmte, es regnete und niemand außer wir beiden war unterwegs. Zumindest trafen wir keinen.
Nirgends ein regenfreier Platz zum Unterstellen und nirgendwo eine windstille Stelle zum Verschnaufen.
Wir liefen 14 Kilometer ohne Pause bis wir den Gipfel erreicht hatten und es auf der anderen Seite mit ein bisschen weniger Regen wieder runter ging.
Ganz durchnässt, trotz Regenmantels, und voller Schlamm an Bauch und Beinen konnte ich mich am Ende des Tages endlich ins Zelt legen. Diesmal kam aber noch das schöne, rote Regencape über meine Schlafdecke. Warum weiß ich nicht. Vielleicht sollte ich den Schlamm im Zelt nicht verteilen.
Cloudland Hotel auf dem Roan High Knob
Etwas Geschichte: 1877 erbaute Genaral John T. Wilder ein 20 - Zimmer Hotel auf dem Roan High Knob und war gedacht, für Menschen, die zum Beispiel an Heuschnupfen litten oder auch der sommerlichen Hitze im Tal entfliehen wollten. Da der Berg sich oben zu 75% des Jahres in Nebel hüllte, sollte dies auch für die Atemwege besonders gesund sein.
Ausserdem war der Berg bekannt für die wunderschöne Rhododendronblüte im Juni.
1885 wurde das kleine Hotel ersetzt durch ein 166 Zimmer Hotel mit luxuriösen Zimmern und Mobilar.
Jedes Zimmer hatte sogar eine eigene Badewanne und Kamin.
Das dreistöckige Hotel wurde auch dadurch berühmt, dass man von dort oben 100 andere Bergapitzen sehen konnte, ohne das Grundstück verlassen zu müssen.
Für die 160 Zimmer gab es allerdings nur eine Toilette, die sich die Gäste teilen mussten.Wie auch immer sie das bewerkstelligten.
Und noch eine Besonderheit: Da sich das Hotel genau auf der Grenze zwischen dem heutigen Tennessee und North Carolina befand, gab es im Essenssaal eine weisse Linie auf dem Boden, die die Grenze aufzeigte.
Da es in North Carolina verboten war, Alkohol auszuschenken in Tennessee aber nicht, durfte nur auf der Tennessee Seite Alkohol getrunken werden.
Der Legende nach, saß ein Sheriff auf der North Carolina Seite und verhaftete diejenigen, die sich auf dieser Seite nicht an das Alkoholverbot hielten.
Das Hotel hoch oben auf dem 1900 Meter hohen Berg, war Wind und Regen ausgesetzt und die Instandhaltung letztendlich zu teuer und es wurde aufgelöst.
Innerhalb einiger Jahre taten Wind, Regen und Schnee den Rest und es blieb letztlich nur noch ein Stück vom Schornstein übrig.
Es stürmte die ganze Nacht und manchmal blies der Wind kalt durch das Zelt.
Und was macht mein Lieblingsmensch am nächsten Morgen? Anstatt wie jeder normale Hund liegen zu bleiben, fängt sie schon wieder zu packen an.
Diesmal habe ich aber sehr unfreiwillig das Zelt verlassen müssen.
Regen, Wind, Kälte.... nicht sehr schön!
Wie müssten uns halt warm und trocken laufen meinte mein Lieblingsmensch. Naja irgendwie hat sie damit Recht gehabt, zumindest zum Schluss als wir schon fast wieder im Tal waren und kein Wind mehr blies.
Ab zum Zeltplatz, bisschen was futtern und dann schlafen. Natürlich mit dem üblichen Nachtregen, aber ich lag ja trocken auf meiner Schlafmatte.
Auch im Mountain Habour Hostel hat Helene zugeschlagen und teilweise die Gebäude zerstört
Heute sollte es dann endlich ins Refuge Hostel gehen. Einmal alles durchtrocknen lassen.
Das Mountain Habour Hostel lag nur 1,5 Kilometer weit von unserem Zeltplatz entfernt. Wir kannten es noch vom letzten Mal, aber auch dort hatte Helene zugeschlagen und die Unterkünfte zerstört, so dass wir zwar dort hätten zelten können, aber ohne etwas trocknen zu können.
Ausserdem bot das Refuge Hostel eine Fahrt zum nächsten Supermarkt an und Futternachschub brauchten wir unbedingt.
Also los zum Refuge. Eigentlich sollte es wohl nach der Karte meines Lieblingsmenschen ganz in der Nähe sein. Vielleicht eine halbe Stunde Pfotenmarsch. Aus der halben wurden dann doch eineinhalb bis wir das Hostel erreichten.
Und dann der Schreck: Ein Schild am Eingang:"Geschlossen wegen Wasserausfall!"
Was nun? Nun sind wir extra hier her gelaufen. Wieder die ganze Strecke zurück?
Wir hatten Glück. Die Hostelinhaberin April kam gerade zurück und erzählte, dass der Brunnen seit gestern nicht mehr funktioniert und sie kein Wasser bekommen kann.
April war aber so nett und fuhr uns zum nächsten Supermarkt.
Glücklich, einkaufen zu können und eine Wegstrecke gespart zu haben, ging mein Lieblingsmensch ins Geschäft,während ich draußen etwas döste und den Parkplatz beobachtete.
Raus kam mein Lieblingsmensch mit feinen Sachen für uns beide und wir konnten erst mal frühstücken.
Der Rest des Einkaufs wurde wieder in den Bärenkanister verstaut, ja und dann?
Ja dann stellten wir uns an die Straße und mein Lieblingsmensch hoffte, dass uns jemand mitnehmen würde.
Wohin? Zum Mountain Habour Hostel natürlich!
Eine Nette Zweibeinerin nahm uns mit und brachte uns zum Hostel.
Wirklich sehr, sehr nett.
Jetzt sind wir also da, wo wir eigentlich schon gestern hätten hinlaufen können.
Aber wer kann das schon vorher wissen. Ich bin zwar ein Hund und besitze mehr und viel feinere Sinne als ihr Zweibeiner, aber das kann ich auch nicht.
Happy Trails
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