Blue Rabbit

Veröffentlicht am 25. April 2023 um 14:00

So auch wir haben unseren Trail Namen gefunden: Blue Rabbit 

Jeder, der den Appalachian Trail durchwandert, hat nämlich seinen eigenen und seinen Trail Namen. Mit dem Trail Namen tragen sich alle auch in sämtliche Logbücher und Gästelisten ein. Mein Lieblingsmensch ist also ab sofort Blue Rabbit! Ich selbst brauche keinen zweiten Namen, es weiß gefühlt sowieso schon jeder, dass ich Tilli bin. Ob die auch den Namen meines Lieblingsmenschen wissen bezweifle ich ein wenig. Sobald ich irgendwo auftauche, höre ich zunächst die Worte:"Was für ein wunderschöner Hund!", dann die Frage:" Wie heißt der Hund?" und dann:" Darf ich sie streicheln?" Manchmal höre ich schon von Weitem:" Hallo Tilli, wie geht es dir?" Ich verstehe natürlich nicht alles was die Zweibeiner so von sich geben, aber solche Dinge versteht sogar ein Hund. 

Wir konnten ja leider nicht in dem schönen Hostel bleiben, da für uns kein Platz mehr vorhanden war und so ging es am frühen Abend zurück zum Parkplatz von wo aus wir zum nächsten Zeltplatz liefen. Ich machte mir darüber ja kaum Gedanken, aber mein Lieblingsmensch fühlte sich gar nicht so wohl. So ganz allein auf dem Platz war dann doch etwas unheimlich. Kommt vielleicht doch ein Bär vorbei und riecht das Futter? Wie bereits erwähnt ist die Technik, den Futterbeutel in den Baum zu hängen noch nicht so ganz ausgereift.

Also ließen wir alles im Zelt, gekocht wurde nichts, denn das lockt die Bären mit Sicherheit  an und außerdem fing es wieder zu regnen an. Da mochte von uns keiner mehr raus und ein Bär will im Regen bestimmt auch nicht rumlaufen oder?

Es regnete fürchterlich in dieser Nacht mit Gewitter aber zum Glück ohne Schwarzbär. Am nächsten Morgen sollte es dann bei Nieselregen weitergehen. Wir wollten gerade los, als an unserem Platz ein uns bekannter zweibeiniger Hiker vorbeikam und meinem Lieblingsmenschen die Bärenwarnung mitteilte. Im Carter Gap Shelter soll sich ein Bär herumtreiben und wir sollten diesen Shelter meiden. Ok soweit wollten wir an diesem Tag eh nicht laufen, aber wie weit läuft ein Bär in der Nacht? Also ich schlafe nachts und mit Bären kenne ich mich nicht aus. 
Wir sind dann, nachdem wir die Grenze zwischen Georgia und North Carolina überschritten hatten, im Regen auf dem Zeltplatz angekommen. Es stand sogar ein weiteres Zelt da, was meinen Lieblingsmenschen sehr beruhigte. Wieder einmal musste sie sich beeilen, das Zelt vor dem großen Regen aufzubauen und ich wartete auch schon ungeduldig, um ins Trockene zu kommen.

Bly Gap Zeltplatz 

Wie es in den Bergen so ist war das Wetter am nächsten Tag sonnig und trocken und wir wanderten weiter. Ich natürlich vorne weg und mein Lieblingsmensch an der Leine hinterher. 
Es sind ja nun nicht die Feldwege, die ich von zu Hause kenne, abgesehen davon, dass es hier bergig ist und es ständig zwischen hoch und runter wechselt, es sind die Pfade selbst, die nicht ganz ohne sind. Es geht über Baumwurzeln, riesigen Felsbrocken und Bächen hinweg. Ich natürlich ganz elegant und leichtpfotig, während mein Lieblingsmensch...... Naja reden wir mal lieber nicht drüber!

 

Am Carter Gap Shelter kamen wir natürlich auch vorbei und wunderten uns, dass dort trotz Bärenwarnung zwei Zelte standen. Wir sind daran vorbei gelaufen, man weiß ja nie genau wo sich der Schwarzbär gerade aufhält.

Wir liefen weiter zum nächsten Zeltplatz, zum Betty Creek Gap. War da nicht was? Stimmt, zwischen dem Platz und dem anderen Shelter wandert der Bär umher!

Traut sich ein Bär auf einen Platz mit 15 Zelten? Mein Lieblingsmensch fand dies eher unwahrscheinlich. Außerdem mussten wir hier übernachten und es fing auch schon wieder zu regnen an. Erstaunlich wie schnell unser Zelt immer steht. Ich konnte es auch kaum abwarten, ins Trockene zu kommen.

Wir kuschelten uns gemütlich ein für die Nacht und ich schlief ein. Plötzlich wurde ich von einem schrecklichen Krach aus den Schlaf gerissen. Was war das? Ein lautes Scheppern mitten im Wald, nicht weit von uns. Ein Bär! Da hat sich der doch tatsächlich getraut, zu uns auf den Platz zu kommen und hatten einen ganzen Baum umgeschmissen, um an den Futterbeutel von den Zweibeinern zu ergattern, die neben uns zelteten. Wie gut, dass unser Futterbeutel nicht im Baum hing, sonst hätten wir am nächsten Morgen die zerfetzten Reste einsammeln können.

Manchmal hat man ja auch Glück. Unser Futterbeutel war bei uns im Zelt und da muss sich ein Bär erstmal an mir vorbei wagen.

Nach dem Schrecken der Nacht sind wir am nächsten Tag bei schönsten Wetter auf einen hohen Berg geklettert. Ich natürlich vorne weg und mein Lieblingsmensch keuchend hinterher. Ok, sie hat ja noch den Rucksack zu tragen, aber auch ich trage mein Gepäck und das sind auch 1,2 kg. Und ich stelle mich trotzdem geschickter an. Aber ich bin halt auch ein Hund und einfach besser!

Nach kurzer Ruhepause ging's dann weiter bis wir nach 20 km den Winding Stair Gap Parkplatz erreichten, um von dort irgendwie nach Franklin zu kommen. Es war wieder einmal spät, alle Versuche in einem Hostel unterzukommen schlugen fehl und einen Fahrservice gab es auch nicht.

Wir hatten wieder mal Glück und ein netter Zweibeiner nahm uns mit und suchte mit uns gemeinsam auch eine Unterkunft. 
So landeten wir in SaphirInn wo auch ich willkommen war und mit im Zimmer schlafen durfte.

Während mein Lieblingsmensch aus welchen Gründen auch immer, sich unter die Dusche begab, machte ich mir es auf dem Bett bequem. Wozu Duschen? Ich kann die Zeit für bessere Dinge nutzen.

Wie es weiter geht? Ich denke mal zunächst mal auf Futtersuche begeben, denn das wird für uns beide knapp. Dann einen Tag ausruhen und dann weiter.

Was in Franklin los ist und wie weit wir demnächst kommen berichte ich beim nächsten Mal. 
Happy Trails

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Kommentare

Susanne Heise
Vor 3 Jahr

Hi Tilly, Ihr erlebt ein tolles Abenteuer. Und wenn deinem Lieblingsmenschen bei Regenwetter, nassem Zelt und Bärenbesuch vielleicht mal Zweifel kommen sollten, hat sie zum Glück ja dich, um sie mental aufzubauen. Ich bin gedanklich bei Euch. Ganz viel Spass und passt auf Euch auf. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Susanne