Für meinen Lieblingsmenschen fiel das Abendbrot etwas mager aus, da nur noch ein Burgerladen geöffnet war und der nichts ohne Fleisch im Programm hatte. So gab es die Burger nur mit einer Scheibe Käse und Ketchup. Dafür war der zweibeinige Verkäufer sehr nett und aufmerksam und ich bekam leckeren gebratenen Schinken von ihm.Auch malte er eine Wegbeschreibung auf wie wir am nächsten Tag zum Supermarkt kommen können.Vom Hundekumpel nebenan bekam ich auch noch etwas Futter und wir mussten nicht allzu hungrig die Nacht überstehen.
Vor dem Einkaufen ging es Tags darauf in den Hundepark. Ja sowas gibt es auch in Amerika und der sah auch nicht viel anders aus als bei uns zu Hause. Ich war allerdings der einzige Hund dort, was die Sache für mich nicht unbedingt interessanter machte.
Auf dem Weg zum Einkaufen lernten wir die zweibeinige Mo kennen. Mein Lieblingsmensch fragte sie nach dem Weg zum Walmart ( sie konnte mal wieder die selbstgemalte Beschreibung nicht lesen!)
"Ihr wollt zu Fuß zum Walmart? Ich weiß gar nicht wie man da hinlaufen soll!" Ganz einfach der Nase nach würde ich sagen, aber ich wurde ja wieder mal nicht gefragt. Hatte aber den Vorteil, dass Mo uns mit ihrem Auto dort hinfuhr, und erklärte wie wir mit dem Shuttlebus zurück kommen können. Falls das nicht klappt, holt sie uns auch wieder ab.
Es funktionierte mit dem Shuttle und wir trafen im Bus wieder die gleichen zweibeinigen Hiker vom Trail.Irgendwie laufen wir uns alle immer wieder über den Weg.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Shuttlebus, wieder mit den selben Insassen zurück zum Parkplatz vom Winding Stair Gap und von dort aus dann wieder hoch in die Berge.
Es ist ein ewiges Auf und Ab. Das was wir auf der einen Seite hochlaufen laufen wir auf der anderen Seite wieder runter. Ob es mir Spaß macht? Nicht immer, aber die meiste Zeit finde ich es schon aufregend, den ganzen Tag unterwegs zu sein und stets neue Gerüche erschnüffeln zu können. Klar so ein bisschen mehr Pausen könnten es schon sein. Pausen zum Dösen und Schlafen. Leider ist da mein Lieblingsmensch ganz anderer Meinung und findet, dass ich nachher am Ziel genug ausruhen kann.
Nach einem langen, anstrengenden Aufstieg erreichten wir den Wayah Bald Mountain mit seinem Feuerturm.Ich war zu dem Zeitpunkt noch recht fit, während mein Lieblingsmensch gar nicht mehr weiter wollte. Aber oben bleiben ging nicht, also doch weiter zum nächsten Shelter. Da wir diesmal mit zwei anderen zweibeinigen Hikern unterwegs waren, fiel es ihr ein wenig leichter.
Wir kamen dann auch ohne Zwischenfälle abends im Shelter an.
Während ich mich dann natürlich sofort der Entspannung hingebe muss mein Lieblingsmensch noch einiges tun wie das Zelt aufbauen, alles für eine bequeme Nacht für uns vorbereiten und Essen kochen. Manchmal da kocht sie auch gar nichts, da geht sie doch tatsächlich mit mir zusammen schlafen. Ja ich gebe zu, auch ich bin manchmal so müde, dass auch ich auf mein Futter verzichte. Es ist auch für mich anstrengend, aber das muss ja niemand wissen.
Wir sind morgens meist die letzten, die sich wieder auf den Weg machen. Warum? Also an mir liegt es nicht, ich stehe auf, schüttel und streck mich und dann bin ich fertig. Wie gesagt wir waren spät dran und kamen dementsprechend auch spät am Nantalaha Outdoor Center an, nachdem wir schon 10 km gelaufen sind. Der Trail führt direkt hindurch und es lud zum Verschnaufen ein.
Wir hätten uns dort eine komplett neue Ausrüstung kaufen können, Boot fahren, Essen, in der Sonne vor uns hinschlummern, all das hätten wir machen können. Aber es war schon nachmittags und wir mussten weitere 10 km den Berg auf der anderen Seite wieder hoch laufen.
Der Berg war genau so steil wie auf der Karte eingezeichnet und es ging auch kein bisschen runter oder gerade aus. Also ich wie immer vorne weg und mein Lieblingsmensch hinterher. Auf halber Strecke trafen wir das deutsche zweibeinige Pärchen wieder, die uns schon seit Wochen begegnen. Sehr sympathisch, die kraulen mich immer ganz lange.
Wir haben uns dann gemeinsam über den Berg gekämpft, über umgestürzte Bäume, Felsen und Baumwurzeln hinweg. Nach über 5 Stunden erreichten wir den Sassafras Gap Shelter und ich glaube, dass war einer dieser Tage wo mein Lieblingsmensch gleich mit mir schlafen ging.
Nachts hat es dann fürchterlich gestürmt und geregnet und ich war froh, im Zelt trocken und sicher sein zu können.
Wir näherten uns immer mehr dem Smokie Mountain Nationalpark, in dem Hunde nicht erlaubt sind, außer den Begleithunden oder Rettungshunden oder wie auch immer die genannt werden. Was haben die was ich nicht habe? Knurren die einen Schwarzbären anders an oder besänftigen die ihn sogar ? Ich weiß es nicht, mir ist es irgendwie auch egal, Hauptsache ich bin mit meinem Lieblingsmenschen zusammen. Wir wollten also um den Park herumfahren. Da es hier kaum Busse oder Züge gibt, plante mein Lieblingsmensch einen Shuttle zu organisieren. Eigentlich nicht so schwer wenn man telefonieren kann. Ja wenn!
Eigentlich hat man hier in den Bergen kaum die Möglichkeit eine Verbindung herzustellen und so ist das Telefonieren auch nicht möglich. So plante mein Lieblingsmensch den nächsten Tag nur bis zum nächsten Parkplatz zu laufen, um von dort alles zu organisieren. Da der Appalachian Trail auch immer wieder Straßen überquert brauchten wir auch nur 10 km laufen.
Dort angekommen, gedanklich lag ich schon dösend in der Sonne, blickte mein Lieblingsmensch verzweifelt auf ihr Handy. Immer noch kein Netz und weit und breit kein Zweibeiner und auch kein anderer Hund zu sehen.
Was tun? Einfach zum nächsten Parkplatz laufen, der schien auch größer zu sein und war auch nur 10 km weit weg. Schade, dabei hatte ich mich schon so schön hingelegt.
Es war der Parkplatz am großen Fontana Stausee, die letzte Station vor dem Smokie Mountains.
Gab es hier eine Telefonverbindung? Auch nicht! Aber die netten Zweibeiner in der Gaststätte am See halfen weiter. Die suchten für uns einen Shuttle Service heraus, mit dem wir am nächsten Morgen fahren könnten. Am nächsten Morgen? Das bedeutete für uns im nächsten Shelter zu übernachten. Nochmal über 2 km den Berg hinauf laufen, dabei war ich doch schon so müde und wäre am liebsten schon in der Gaststätte eingeschlafen.
Ich weiß gar nicht mehr wie ich das überhaupt geschafft habe. Oben angekommen haben wir auch wieder die netten deutschen Zweibeiner wieder getroffen. Wie gesagt hier trifft man sich immer wieder und nicht nur die Zweibeiner auch die gleichen Hunde begegnen sich des Öfteren.
Während mein Lieblingsmensch noch gekocht, gegessen und sonst noch was gemacht hatte, lag ich schon längst im Zelt und träumte von faulen Zeiten auf dem Sofa bei uns zu Hause.
So, während die Hiker ohne Hund die Smokies, hoch, kalt und noch mehr Bären, überqueren, ließen wir den 6-Tagemarsch aus und fuhren zur Standing Bear Farm. Aber davon beim nächsten Mal.
Kommentar hinzufügen
Kommentare