Krabbeltiere und der Weg nach Virginia

Auf unserem Weg Richtung Norden haben wir Georgia schon lange hinter uns gelassen, sind durch North Carolina gewandert, oft direkt an der Grenze zu Tennessee entlang, um dann irgendwann ganz in Tennessee anzukommen. Jetzt nach 760 km haben wir nun auch diesen Bundesstaat verlassen und sind in Damascus in Virginia eingetrudelt.
Ja 760 km ist nicht viel im Vergleich zu dem was wir noch schaffen müssen, aber wir werden jeden Tag besser und schaffen täglich zwischen 20 und 23 Kilometer. Mehr geht nicht. Ich bin zwar fitter als mein Lieblingsmensch, aber auch ich bin irgendwann müde und will nicht mehr laufen.

Bei schönen Wetter geht es ja noch, aber bei Regen? Da würde ich am liebsten den ganzen Tag im Zelt verbringen und vor mich hin schlummern. Leider denken Zweibeiner da anders, so auch mein Lieblingsmensch, die meint, bei Nieselregen könne man ruhig laufen. Regen ist Regen, auch bei Nieselregen bin ich irgendwann nass! Das nur mal so aus meiner Hundeperspektive betrachtet.

Unser Tagesablauf 

Ja was machen wir eigentlich den ganzen Tag? Laufen, laufen und nochmals laufen. Gut zwischendurch machen wir auch mal eine Pause, meist zum Trinken, eine Kleinigkeit essen und dann weiter. 
Mein Lieblingsmensch wird meist gegen halb sieben wach und und steht dann auf. Aufstehen ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung, sie setzt sich hin, greift nach der Plastiktüte im Rucksack, zieht ihre Schlafsachen aus und die Sachen, die sie abends in die Tüte gesteckt hat wieder an. Ich finde das ja sehr praktisch, vor allem weil es auch schnell geht. Wenn ich daran denke wie sie zu Hause lange vor ihrem Schrank steht und nicht weiß was sie anziehen soll. Ich beobachte das ja oft, während ich unter dem Bett im Schlafzimmer liege. 
Jetzt braucht mein Lieblingsmensch gar nicht groß nachzudenken: Ausziehen, ab in die Tüte und dann wieder anziehen.

Ok, wenn das erledigt ist, wird gefrühstückt. Meist gibt es Kaffee, Müsli oder warmen Haferbrei, Schokolade und Wraps mit Erdnussbutter. Das ist der Moment wo auch ich ein bisschen wach werde, sobald der Geruch dieser Erdnussbutter in meine Nase steigt möchte ich auch etwas davon abhaben. Mit Erfolg natürlich! 
Nach dem Frühstück wird alles zusammen gepackt und dann geht es wieder los.

Unterwegs gibt es kleine Pausen mit Leckerlies für mich, Schokolade für meinen Lieblingsmenschen und Wrap mit Erdnussbutter für uns beide.

Am Ziel angekommen wird erstmal das Zelt aufgebaut, alles schön kuschelig gemacht und dann gibt es was zum Futtern.

Ich bekomme mittlerweile sogar neben meinem Trockenfutter ganz feinen Thunfisch, damit ich bei Kräften bleibe und oft noch Kartoffelbrei oder Nudeln. 
Ja und dann machen wir uns bettfertig, das heißt ich bin es ja schon, und gehen schlafen.

Es gibt nicht nur Bären auf dem Trail 

Ein Frosch

So groß wie ein Maikäfer. Ob er gerade aus der Erde kam oder auf Beute wartete hat er uns nicht gesagt 

Orange Eidechse?

Raupe und Tausendfüssler

giftig?

Riesige Rhododendrenwälder wechseln sich ab mit Laub und Nadelwäldern und manchmal ist auch alles gemischt. Es gibt Azaleen, Buchen, Ahorn und andere Bäume, deren Namen mein Lieblingsmensch nicht kennt und mich sowie so nur die Stämme interessieren. 
Löwenzahn und Breitwegerich wächst hier auch und erinnert dann doch an die Heimat.

Löwenzahn stammt ursprünglich aus Amerika und ist dann irgendwann zu uns eingeschleppt wurden und fühlt sich offensichtlich sehr wohl bei uns,

Stream, Spring oder Pipe Spring

Wasser zu besorgen ist auch nicht immer einfach. Nicht immer wenn es auf der Karte heißt, dass es Wasser gibt, kann es abgefüllt werden. Ist es nur ein kleines Bächlein bin ich zwar in der Lage, meinen Durst zu stillen, aber mitnehmen können wir nichts. Da muss schon was größeres kommen wo mein Lieblingsmensch die Flaschen drunter halten kann. Gut ist es, wenn dort bereits ein kurzes Plastikrohr liegt oder ein großes Blatt das Wasser bündelt.

Und immer wieder Trail Magic

Am schönsten sind mit die Augenblicke wenn wieder einmal super nette Zweibeiner für uns etwas schönes zum Essen und Trinken bereit halten. Meist dann wenn wir damit gar nicht gerechnet haben.  Und immer wird auch an mich gedacht! Mal sind es Kekse, mal Würstchen oder extra Hundekekse.

Die Hostel sind alle sehr unterschiedlich, sehr individuell, gemütlich und sehr hundefreundlich. Also ich bin immer sehr willkommen und werde gekrault und gestreichelt. Sehr angenehm.

Gestern haben wir tatsächlich das erste Mal im Shelter übernachtet. Im Zelt ist es gemütlicher und ich brauche keine Leine und es gibt auch keine Spinnen!

Wir wollten eigentlich noch 8 km weiterlaufen, das Wetter war gut, bewölkt, nicht zu warm für mein Fell und der Weg war angenehm, kaum Wurzeln und Steine über die mein Lieblingsmensch sonst gestolpert wäre.

Dann fing es aber plötzlich an zu regnen, kurz bevor wir am nächsten Shelter vorbei kamen. Mein Lieblingsmensch fing an zu rennen und ich musste zwangsweise ja mit und kaum hatten wir die überdachte Unterkunft erreicht, ging der Regen richtig los. So viel Wasser und es hörte gar nicht mehr auf. Wir blieben also da und verbrachten auch die Nacht dort mit drei anderen zweibeinigen Hikern.

Der Regen hielt nicht nur uns vom Weiterlaufen ab, hielt auch die Mäuse und Bären fern, die sonst vielleicht aufgetaucht wären. Es gab auch keine Spinnen!

So konnten wir heute Morgen trocken 6 km zur Straße Richtung Damascus laufen wo der nächste Trail Magic uns schon erwartete. 
Sagte ich nicht schon, dass sich Nachrichten auf dem Trail ganz schnell verbreiten? Die Zweibeiner wussten schon Bescheid, dass wir kommen und wo wir hinwollten, das hatten die anderen, die mit uns übernachtet hatten bereits erzählt.

Nachdem mein Lieblingsmensch einen Becher Milch und einen Schoko-Blaubeer-Muffin und ich Würstchen bekommen haben brachte man uns mit dem Auto nach Damascus. Wir mussten die letzten Kilometer nicht laufen, mein Lieblingsmensch konnte Proviant für die nächsten Tage einkaufen und ich? Ja ich konnte den ganzen Tag schlafen und faulenzen.

Wo? Bei Crazy Larry, da übernachten wir. Das erste Mal seit Wochen ein richtiges Bett und kein Zelt.

Morgen geht es wieder weiter mit hoffentlich weniger oder gar kein Regen.

Shorts und neue Schuhe gab es auch. Na denn hoffe ich mal auf ein stolperfreies Weiterhiken.

Happy Trails