Die Berge Virginias und immer wieder Regen

Veröffentlicht am 4. Juni 2023 um 13:31

Heute sollte es leichten Regen geben!

Nachdem wir im Angel Rest Hiker Heaven eine Pause für einen Tag eingelegt hatten, es sollte nämlich Regen geben der aber nicht kam, ging es weiter Richtung Norden.

Leichter Regen sollte es am Nachmittag geben! Von wegen! Es fing ganz leicht an und wurde dann immer schlimmer. Da nütze auch dieses gelbe Teil nichts, was mich angeblich trocken halten soll. Meine Pfoten versanken im Matsch des aufgeweichten Trails, die hohen Gräser und Blätter machten mein Fell von der Seite nass und von oben kam immer mehr Wasser runter. Und wir mussten noch so weit zum nächsten Zeltplatz laufen. 
Die Berge sind hier oft sehr felsig, so dass es auch nicht möglich war, irgendwo unser Zelt aufzuschlagen. Außerdem gab es nirgendwo Wasser und mein Lieblingsmensch trug schon kilometerweit unseren Wasservorrat mit. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, da wir ja durch den Regen genug Wasser hatten. Ich für mich kann mich auch aus Pfützen bedienen, aber bei so einem Zweibeiner sieht das anders aus. Ich sage ja immer: "Überhaupt nicht überlebensfähig!"

Also nach 22 km hatten wir denn endlich unseren Platz erreicht, der Regen hatte für einen kurzen Moment aufgehört, um dann richtig loszulegen, als wir beide nass und müde im Zelt verschwunden waren.

Es goss bis zum Mittag des nächsten Tages und wir blieben solange im Zelt. War auch ganz nett, zumindest konnte mein Fell bis dahin trocken werden. Das Ersatzfell meines Lieblingsmenschen allerdings nicht und sie musste alles so anziehen wie es halt war: nass! 
Die Sachen, die nicht angezogen wurden, wurden im Rucksack verpackt und los ging es zum nächsten Shelter. Zum Glück nicht sehr weit, aber da gab es wenigstens Wasser. Leider auch von oben und ein weiterer Tag an dem nichts trocken blieb. 
Der nächste Tag sah auch nicht viel besser aus, es nieselte leicht und alles blieb nass. Also ich mag das ja ganz gerne wenn alles anfängt, etwas modrig zu riechen, aber das scheint bei Zweibeinern wohl anders zu sein.

 

 

Außer dass alles nass war kam noch ein weiteres Problem dazu: Die Powerbank war leer, das Solarpanel funktioniert nur bei Sonne und das Handy war noch gerade für einen Tag geladen, kein Netz zum telefonieren und auch kein Hostel oder Stadt in der Nähe. 


Der Tag war genauso nass wie der vorherige, im Zelt war es feucht, selbst meine schöne Schlafmatte war mittlerweile von beiden Seiten nass und so schlief ich auf der noch einigermaßen trockenen Jacke meines Lieblingsmenschen. Und dann kam am Tag darauf wieder ein Trail Magic! Wir liefen bergauf im Nieselregen und kamen gegen Mittag auf eine kleine Straße auf der ein Zweibeiner Getränke, Muffins und gegrillte Würstchen anbot. Das Süße für meinen Lieblingsmenschen und das Würstchen für mich! Und nicht nur das: Es kam ein Auto vorbeigefahren, das erste wohl seit dem ganzen Vormittag mit der Aufschrift Shuttle !

Unglaublich! Es hielt an und wir konnten mitfahren zum nächsten Hostel. Das war zwar etwas weiter entfernt, aber die Gelegenheit alles zu trocknen und die Geräte aufzuladen. 

 

Ja und hier wurde ich von einem riesigen Hund angegriffen!

Das Hostel ist hundefreundlich! So stand es in der Beschreibung, man solle nur vorher anrufen wenn man mit Hund kommt. Wie anrufen wenn kein Netz vorhanden ist?

Also sind wir durch das Tor marschiert auf das Haus zu, als plötzlich ein riesiger,weißer Hund auf mich zu rannte und in mich reinbiss. An der Seite, im Nacken in mein Hinterteil und in den Rücken. Ich schrie, mein Lieblingsmensch schrie und versuchte den Hund wegzujagen. Dann kam die zweibeinige Besitzerin dazu, jagte ihren Hund fort, schob uns ins Haus und machte die Tür zu.

Das war vielleicht ein Schreck, zum Glück hat der blöde Hund nicht richtig reingebissen, aber Angst hatte ich schon. Ich sollte also im Hostel bleiben, da die Besitzerin sich nicht sicher war, ob ihr Hund mich doch noch zerfleischen würde. Na auch gut! Ich wollte eh nicht mehr raus, verkroch mich unter einen Tisch und erholte mich von dem Angriff.

Es war viel los in der umgebauten Autowerkstatt. Viele zweibeinige Hiker übernachteten hier oder machten Pause. Es gab genug zu Essen, auch für mich viele Hundeleckerlies und abends wurde sogar für alle gekocht!

Morgens gab es sogar Frühstück und dann ging es wieder los.

Ich verstehe ja nichts vom Geld, aber es war alles kostenlos und wer wollte konnte etwas spenden!

 

Nach einer Übernachtung, ich schlief unter dem Bett meines Lieblingsmenschen, ging es weiter Richtung dem McAfee Kob, den Klippen von denen die meisten Bilder gemacht werden. Der Weg dorthin war sehr steil und felsig, oft musste ich wieder vorraus gehen, um den Weg zu finden. Problematisch war auf der Strecke auch das mangelnde Wasser. Während es meist auf dem Trail überall kleine und große Quellen und Bäche gibt, gab es hier für die nächsten 10 Kilometer nichts und mein Lieblingsmensch musste alle Flaschen von uns befüllen und hochtragen. Ich bin davon übrigens befreit, denn ich bin ja nur ein kleiner Hund und brauche meine Energie zum Laufen und Klettern. Schließlich will ich es ja bis Maine schaffen und da muss ein Hund wie ich schon etwas geschont werden.

Die Klippen am Tag darauf waren noch schöner, aber auch sehr anstrengend. 11 Stunden haben wir für die 25 Kilometer bis nach Daleville gebraucht. Da es keine Wasserquelle gab und es auf dem felsigen Bergrücken auch keine Zeltmöglichkeit gab, mussten wir halt die Strecke laufen, besser gesagt klettern.

Kurz vor Daleville gab es dann endlich Wasser und eine kleine Fläche für unser Zelt am Wegesrand.

Zelten ist hier in der Gegend strikt verboten, aber das Schild sah mein Lieblingsmensch erst am nächsten Morgen. Genauso wie sie am nächsten Morgen während des Zähneputzens den Bären sah, der gemütlich den Pfad entlang kam auf dem wir standen. 
Mit vollen Mund singen ging diesmal nicht, aber ein mehrmaliges undeutliches Hallo rufen reichte zum Glück aus und der Bär verschwand wieder im Wald.

Beweisfoto gibt es leider nicht, aber wir werden auf unserem Weg bestimmt noch andere Bärenbegegnungen haben.

Happy Trails 

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