Laufen, laufen und immer wieder laufen! Ja ab und zu auch noch schnüffeln, was denn da so am Wegesrand interessant ist oder wer vor mir schon hier vorbeigekommen ist. Pausen machen wir natürlich auch, meist kurz, um den Durst zu löschen und dann noch eine große Mittagspause, wenn wir nur noch 10 Kilometer vor uns haben. Aber hauptsächlich sind wir in Bewegung, schließlich müssen wir ja unser Ziel, den Berg Kathadin in Maine, erreichen.
Über 800 Meilen haben wir bereits hinter uns und meine Pfoten sehen dabei noch sehr gut aus. Ob ich überhaupt diese komischen Dinger, die mein Lieblingsmensch für mich besorgt hat, brauche? Ich habe da so meine Zweifel. Dagegen sehen die Schuhe, die mein Lieblingsmensch in Damascus gekauft hat alles andere als neu aus. Eher wie... na ich halte mich da mal ein bisschen zurück. Vielleicht wäre sie ohne Schuhe besser unterwegs, bei mir funktioniert das ja auch.
Von Daleville sind wir mittlerweile bis nach Waynesborro gekommen und es sind nur noch 200 Kilometer bis nach Harper's Ferry! Dann haben wir die Hälfte geschafft!
Also ich bin mächtig stolz auf mich!
Vorsicht Bär!
Und immer wieder diese Schwarzbären!
Eigentlich hatten wir nicht vor bis nach Glasgow in die Stadt zu laufen, wir wollten beim Matts Creek Shelter übernachten, aber das sollten wir ja nun tunlichst vermeiden. Wer weiß was für ein Bär dort unterwegs gewesen ist. Vielleicht ein Mamabär? Mit denen ist wirklich nicht zu spaßen.
Wir sind dem Bären nicht begegnet und unversehrt über die große Brücke vom James River gekommen.
Nach Glasgow sind wir dann wieder per Anhalter gefahren. Das geht meist ganz gut, denn wer lässt schon gerne einen Hund am Straßenrand stehen?
Dort gab es sogar einen Zeltplatz nur für uns Thru Hiker, welchen die Stadt eingerichtet hat. Mit Dixiklo und Dusche, bestehend aus Holzwänden und einer Wasserleitung und oben und unten offen.
Einkaufsmöglichkeiten waren gleich gegenüber und nebenan eine Pizzeria. Mehr kann ein zweibeiniger Thru Hiker gar nicht wollen.
Ich habe dort auch einen meiner Kumpels vom Trail getroffen: Flocki, ein sehr netter Hund!
Thru Hiker, ja was sind das für Zweibeiner, die da auf dem Trail unterwegs sind?
Zum einem sind es die jungen, zwischen 20 und 30 jährigen, die die Pfade mit einer Leichtigkeit entlang laufen, fast so gut wie ich und kommen dadurch natürlich sehr schnell vorran. Ich dagegen muss mich da ja schon nach meinen Lieblingsmenschen richten, die nun etwas bedächtiger ihre Füße voreinander setzt.
Dann gibt es die älteren, die nicht mehr arbeiten müssen. Meist laufen sie allein, während ihr Lebensgefährte zu Hause ist oder aber auch mit dem Auto hinterher oder vorne weg fährt und sich um Essen, Kleidung und Übernachtungen kümmert.
Es gibt auch einige, für die der Trail ihr zu Hause ist. Wo sie im Winter sind? Ich weiß es nicht.
Es gibt sie mit langen Bärten, offen oder zum Zopf geflochten. Mit langen Zöpfen und kurzen Haaren.
Dann sind Väter mit ihren Kindern unterwegs oder kleine Familien. Da hier die Kinder nicht zur Schule müssen, sondern ihren Unterricht auch zu Hause haben können, ist es möglich, über Monate solch eine Wanderung zu machen.
Es sind natürlich auch andere Hunde auf dem Trail, meist sind sie größer als ich und tragen ihr Gepäck auf dem Rücken. Wie gut, dass ich das nur in Notfällen muss.
Das hört sich jetzt vielleicht so an, als ob der Trail voller Hiker ist. Es ist manchmal so einsam, dass wir über Stunden niemanden treffen. Auch sind wir manchmal bei den Zeltplätzen oder an den Sheltern die einzigen.
Wildlife:
Genauso bunt sind auch die Hostels, bei denen wir ab und zu übernachten.
Die Hostels bestehen meist aus mehreren Teilen. Da sind die Holzschuppen, in denen mehrere zusammen schlafen ( Bunk House), manchmal gibt es auch Einzelzimmer ( Private room) und sind dann aber auch entsprechend teuer. Während die normale Übernachtung oft 25 - 35 Dollar kostet, zahlt man für ein Einzelzimmer 80 - 100 Dollar.
Zelten ist mit 15 Dollar meist am günstigsten.
Handtücher und Duschen mit Shampoo und so ist im Preis mit drin. Wäsche waschen und trocknen kostet fast überall 5 Dollar.
In manchen Hostels wird für die Hiker sogar gekocht und Frühstücken kann man auch.
Es gibt Aufenthaltsräume zum Kaffeekochen, mit Mikrowelke und Backofen. Mit gemütlichen Sofas und Fernseher. Mal sind die Räume nach draußen offen, mal sind Sie geschlossen.
Die Dusche ist manchmal nur in einem kleinen Holzschuppen, mal ist es ein richtiges Badezimmer. sogar mit einem richtigen Klo mit Wasserspülung.
Oft sind es aber nur Dixi Toiletten, die draußen stehen, da es nicht überall fließend Wasser gibt
Oft bieten die Betreiber der Hostels einen Shuttleservice an. Einmal um uns Hiker vom Trail abzuholen und wieder hinzubringen und um uns zur nächsten Einkaufsmöglichkeit zu fahren. Schließlich muss ja unser Futter wieder aufgefüllt werden.
Die Hostels sind Orte zum Ausruhen, Reserven auffüllen, den Schweiß und Schmutz der Tage zuvor wegzuwaschen und es sind Orte des Zusammentreffens mit neuen, aber auch vielen bekannten Hikern vom Trail, die auch mich bereits mit Namen kennen und sich freuen, mich wieder zusehen.
In Wayensboro konnten wir auf einer großen Wiese übernachten und der YMCA, der nicht weit entfernt davon war, bot den Thru Hikern kostenfreies Duschen an. Das hat mein Lieblingsmensch auch sofort ausgenutzt. Dann haben wir im Supermarkt noch für die nächsten Tage Proviant besorgt. Ich durfte sogar mit reinkommen! Mein Lieblingsmensch wollte mich ungerne draußen alleine lassen und so hat sie gefragt wo ich so lange bleiben kann. Ich könne mit reinkommen und mich als Service dog ausgeben.
So jetzt habe ich so einen Laden auch mal von innen gesehen. Sehr interessante Gerüche überall, aber auch anstrengend durch die ganzen Gänge laufen zu müssen. Ich hätte die eine oder andere Sache gerne länger untersucht, aber das durfte ich leider nicht. Na dann kann ich beim nächsten mal auch draußen bleiben!
Seit ein paar Tagen durchwandern wir den Shenandoah Nationalpark mit einer Strecke von 163 Kilometern. Wenn wir da durch sind ist es wirklich nicht mehr weit bis Harper's Ferry!
Das war's erstmal mit den Neuigkeiten, werde euch aber weiterhin auf dem Laufenden halten.
Happy Trails
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