Über den Bundesstaat New Hampshire sind wir jetzt in Maine angekommen und der Mt Katahdin, das Ziel unserer Reise, nicht mehr weit entfernt.
Zunächst machen wir jedoch Halt in Shaws Hiker Hostel wo ich als Hund willkommen bin und ich noch weitere Hunde kennen lerne.
Da es zu regnen beginnt und selbst den Tag darauf nicht aufhören will, bleiben wir dort eine Nacht länger als geplant. Bin ich froh, dass ich nicht im Regen loslaufen muss. Da bleibe ich doch viel lieber mit trockenem Fell im Zelt liegen.
Mein Lieblingsmensch kommt dadurch zweimal in den Genuss, im Hostel zu frühstücken. Es gibt Bratkartoffeln mit Spiegelei und Blaubeerpfannkuchen mit Butter und Ahornsirup.
Für mich gibt es wieder mal nichts, aber dafür bringt mein Lieblingsmensch mir vom kleinen Laden gegenüber leckere große Hundekekse mit und damit ist meine Hundewelt wieder in Ordnung.
Der folgende Tag ist wieder sonnig und so geht es wieder zurück zum Trail, zum Matsch und Schlamm, zurück in den Wald und den vielen Mücken.
Mein Lieblingsmensch möchte mit mir durch die "100 miles wilderness" laufen. Der Appalachian Trail führt dabei durch eine unbewohnte Region mit Sumpfgebieten, Bergen und Flüssen. Straßen gibt es nicht, die sonst oft unsere Wege durchkreuzt haben.
Das bedeutet, wir müssen für 10 Tage Proviant dabeihaben, auch wenn man vielleicht schneller durch die Wildnis kommt. Man weiß ja nie, was auf der Wanderung dazwischen kommt und man länger braucht als geplant.
Vor 4 Wochen ist in Vermont ein Hiker bei der Überquerung eines Flusses auf dem Trail ertrunken.
Es hat die letzten Wochen auch in Maine extrem viel geregnet, was wohl sehr ungewöhnlich ist. Dadurch sind die Wasserstände der Flüsse höher als üblich und die sonst kleinen Bachläufe sind dementsprechend größer. Wir müssen auf unserem Weg viele dieser Gewässer überqueren, teilweise sind sie hüfthoch und die Strömungen unberechenbar.
Was bedeutet das für mich? Muss ich dann schwimmen? Trägt mein Lieblingsmensch mich über den Fluss? Rutscht sie dabei aus und lässt mich fallen? Wie gefährlich ist das für uns beide?
Auf Nachfragen im Hostel scheint es tatsächlich nicht einfach zu sein, besonders für einen Hund.
Ich bin noch nie geschwommen!
Die erste Flussüberquerung können wir umgehen, indem wir eine Abzweigung vom Trail nehmen, der zu einer Straße mit Brücke führt. Auf der anderen Seite geht es dann zurück zum Trail.
So ist zunächst der Plan.
Ich glaube, meinem Lieblingsnenschen ist nicht ganz wohl bei der ganzen Sache, zumindest spüre ich ihre Unsicherheit.
Wir laufen also erstmal los, nehmen beim Little Wilson Stream die Abzweigung Richtung Brücke zum Big Wilson Stream, den wir am nächsten Tag überqueren wollen.
Auf einem Zeltplatz direkt am Fluss im Wald übernachten wir.
Wir brechen am nächsten Tag wieder auf und erreichen die Brücke vom großen Wilson Fluss.
Der ist ganz schön tief! Sollen wir wirklich weiterlaufen?
Da hält plötzlich ein Auto neben uns und eine nette Zweibeinerin fragt, ob sie uns mitnehmen kann.
Warum nicht? Wir können ja auch auf der Straße Richtung Norden laufen und ein bisschen Autofahren finde ich auch sehr angenehm.
Wir können bis Dover mitfahren und werden an einem Einkaufszentrum rausgelassen.
Nachdem sich mein Lieblingsmensch mit Kaffee und gefüllten Donuts von Dunkin Donuts gestärkt hat, geht es weiter die Straße entlang.
Vielleicht nimmt uns noch jemand mit. In einem wackeligen Jeep geht die Fahrt dann wieder ein paar Kilometer weiter.
Der nächste zweibeinige Fahrer, der uns mitnimmt, heißt Allen und er bringt uns bis zur kleinen Ortschaft Millinocket, dem Ort den wir nach der Durchquerung der "100 miles wilderness" auch erreichen wollten.
So sind wir früher dort als geplant.
Mt Katahdin ist der Berg, dessen Gipfel das Ziel unserer Reise und auch den Endpunkt des Appalachian Trail bedeutet.
Ich darf nicht mit! Hunde sind im Baxter State Park nicht erlaubt! Wieder mal darf nur ein Service dog die Zweibeiner begleiten. Ich verstehe das nicht und finde es gar nicht schön, den Tag alleine verbringen zu müssen. Hoffentlich findet mein Lieblingsmensch ohne mich den Weg!
Früh morgens um vier verlässt mein Lieblingsmensch mich und wird zum Baxter State Park gefahren. Dort angekommen macht sie sich nach der Registrierung beim Parkranger auf den Weg, den Berg zu erklimmen
Der Weg führt zunächst durch den Wald und beginnt, nachdem die Baumgrenze erreicht, steil und felsig nach oben.
Zum Teil helfen im Felsen befestigte Stahlnägel das Klettern und Erklimmen des nächsten Felsens.
Geschafft!👍💪
Der Rückweg ist kürzer, dafür aber noch steiler!
Und nun? Jetzt können wir uns auf den Weg nach Hause machen, aber das ist gar nicht so einfach.
Geplant ist ein Shuttle in die nächste Ortschaft, um von dort mit dem Bus nach Bangor zu fahren. Von dort geht es dann mit dem Greyhound Bus nach Boston zum Flughafen. Alles kein Problem oder?
Mit Schrecken erfährt mein Lieblingsmensch, dass Hunde in Bussen nicht erlaubt sind und Busbetriebe wie unter anderem Greyhound keine Hunde mitnimmt!
Dann vielleicht mit dem Zug? Genau das Gleiche: Hunde verboten!
Mit dem Flugzeug? Nein dass ist zuviel Stress für mich, ich habe ja noch den Flug von Boston nach Frankfurt vor mir. Außerdem ist es auch viel zu teuer.
Ein Auto leihen? Geht nicht, der Führerschein meines Lieblingsmenschen liegt zu Hause.
Ein Taxi? Bei fast 500 Kilometern unbezahlbar!
Per Anhalter? Wahrscheinlich die letzte Möglichkeit!
Mein Lieblingsmensch ruft Olaf an. Olaf haben wir in Salisbury in Connecticut kennengelernt. Vielleicht hat er eine Lösung.
Ja er hat eine! Olaf will uns abholen und nach Boston bringen!
Salisbury ist 720 km von Millinocket entfernt!
Ein weiter Weg!
Während wir auf Olaf warten. versucht mein Lieblingsmensch das nächste Problem zu lösen: Meine Transportbox!
Wie schon erwähnt haben wir so viele nette Menschen in den letzten Monaten kennengelernt, so auch Keith aus Delaware in Pennsylvania. Seine Tochter wohnt in Boston und vielleicht kann sie meinen Lieblingsmenschen weiterhelfen.
Ja sie kann und will uns die Box besorgen und sich damit mit uns am Flughafen treffen.
Was würden wir ohne diese hilfsbereiten Menschen machen?
Wir warten im Hiker Hostel "100 Wilderness Inn" auf Olaf, der am Spätnachmittag eintrifft.
In Millinocket hat tatsächlich ein Restaurant ( es gibt nur zwei) auf, zu dem wir gemeinsam zum Essen gehen. Auch ich komme mit, obwohl Hunde auch dort nicht reindürfen. Aber wenn ich mich gleich ganz schnell unter den Tisch setze, merkt das meistens keiner.
Am nächsten Morgen fahren wir dann nach Boston. Mein Lieblingsmensch findet sogar ein Hotel, was nicht nur hundefreundlich ist, sondern wo für Hunde nicht auch noch extra bezahlt werden muss.
Am folgenden Tag geht es per Taxi zum Flughafen. Dort warten wir auf Ruth und die Transportbox.
Hoffentlich ist die Box richtig und wird akzeptiert. Das Drama in Frankfurt möchte mein Lieblingsmensch nicht nochmal erleben.
Ruth kommt dann mit der Box, eine Box so groß, dass all meine Hundekumpels darin zusätzlich Platz finden können.
Wir können also einchecken. Ruth hat Zeit und bleibt solange noch bei uns. Alles klappt, Rucksack verschwindet bereits auf dem Transportband, meine Box ist richtig und dann.... ja und dann muss mein Ticket bezahlt werden. " Die Karte funktioniert nicht" bekommt mein Lieblingsmensch zu hören. Natürlich muss sie funktionieren, sie hat erst morgens damit einen Kaffee bezahlt. Nach drei weiteren erfolglosen Versuchen werden wir zum nächsten Schalter gebracht. Dort gibt es wohl ein anderes Zahlungssystem. Aber auch dort geht die Karte nicht. Bargeld? Der einzige Geldautomat am Flughafen ist außer Betrieb!
Ohne Ticket kann ich nicht mit und ohne mich fliegt mein Lieblingsmensch natürlich auch nicht!
Wie gut, dass Ruth noch da ist und mit ihrer Karte die 390 Dollar bezahlt.
Jetzt ist alles gut und wir können uns auf die Heimreise machen.
Ankunft in Frankfurt
Mit dem Zug, die Fahrkarte wird problemlos mit Karte bezahlt, geht es dann weiter bis nach Bremen und von dort mit dem Auto nach Hause.
Es war eine wunderschöne Zeit, die ich gemeinsam mit meinem Lieblingsmenschen in den USA verbracht habe.
Wir haben die Seite Amerikas kennengelernt, die hier kaum bekannt ist.
Leckeres Essen, Kuchen von denen mein Lieblingsmensch nicht genug bekommen konnte, leckeres Eis, hübsche Häuser mit Gärten voller Blumen, eine wunderschöne Landschaft mit ihren Flüssen, Seen und Bergen und wunderbare Zweibeiner!
Danke
Auf neue Abenteuer und Happy Trails!
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Kommentare
Hallo Ihr Zwei, und herzlichen Willkommen zu Hause!
Schön, dass ihr wieder da seid und so tolle und hilfsbereite Menschen an eurer Seite hattet. Wir freuen uns, euch bald mal wieder in den heimischen Wiesen und Feldern zu treffen.
Ganz liebe Grüße und ein freudiges wuff, wuff
Aris mit Jana