Von Damascus weiter Richtung Norden

Veröffentlicht am 17. Juni 2025 um 04:33

Während ich am nächsten Morgen noch gar nicht richtig wach war und meinen Schlafplatz unter dem Bett nicht schon verlassen wollte, war mein Lieblingsmensch schon wieder unterwegs.

Nach dem Frühstück ging sie zur Post, da mein zweiter Lieblingsmensch ein Päckchen von zu Hause geschickt hatte.

Hoffentlich ist es schon da! Wenn es in Damascus ankommt wenn wir schon wieder weitergewandert sind, wäre das wohl nicht so gut.

Aber mein Lieblingsmensch hatte Glück. Ist doch das Päckchen genau an diesem Morgen bei der Post angekommen. Irgendwie Trail Magic!

Und der so wichtige Inhalt? Die Ersatz-Reißverschluss-Klemmen!

Diese hatte mein Lieblingsmensch während unserer letzten Reise besorgt, aber im Glauben, der Reißverschluss sei repariert, natürlich zu Hause gelassen.

Jetzt ist alles gut, das Zelt ist dicht!

Und Gamaschen hat sie sich gekauft, damit ihre Füße nicht immer so schmutzig werden beim Laufen.

Ich will ja nichts sagen, meine Pfoten werden ja auch schmutzig, aber bei mir fällt der Schmutz einfach wieder ab. Bei den Zweibeinern scheint das wohl anders zu sein wie so vieles andere auch.

Gegen Mittag, ich hatte mich mittlerweile unter dem Bett hervor bewegt und lies mich von anderen Hikern kraulen, ging es dann wieder los. Von mir aus  hätten wir bleiben können.

Wir liefen aber nicht allzu weit, es war ja schließlich auch schon der halbe Tag rum.

Übernachtet haben wir dann auf einem Platz im Wald, nur wir beide.

Die Befürchtung, dass sich dann vielleicht ein Bär in unsere Nähe traut, blieb unbegründet. Zumindest haben wir keinen bemerkt in der Nacht. Wie auch? Da schlafe ich ja.

Dann ging es bei schönem Sonnenwetter weiter hoch zum Mount Rogers, der 1750 Meter hoch ist. Gezeltet haben wir dann am Thomas Knob Shelter und sind tags darauf wieder abgestiegen über viele Felsen. Die wilden Ponies kannte ich ja bereits, war mir aber nicht sicher, ob die sich auch an mich erinnern konnten. 

Die ersten 500 Meilen(800 Kilometer) haben wir geschafft!

Die Ponies

Wieder kein Regen und nur Sonnenschein. Wie gut dass wir jetzt wieder im Wald laufen, sonst wäre mir das doch zu warm geworden. Ich kann mein Fell ja nicht ausziehen.

Mein Lieblingsmensch hatte in Damaskus reichlich Futter für uns besorgt und da das Wetter so schön war und wir viel bergauf und bergab gelaufen sind, hatten wir beide ordentlich Hunger und so war nach ein paar Tagen nicht mehr viel übrig.

Also runter vom Trail, um von der Straße aus nach Troutdale zu gelangen. Dort sollte es einen kleinen Laden geben, der für Futternachschub sorgen sollte.

Es war sehr heiß und und kein Baum an der Straße, der Schatten bot. Ich laufe ja sowieso nicht gerne an der Straße entlang und nun auch noch die Sonne.

Die ersten Versuche meines Lieblingsmenschen, ein Auto anzuhalten, schlugen fehl, aber dann hat uns doch noch eine Zweibeinerin mitgenommen.

Die fünf Kilometer wären für mich wirklich zu viel gewesen.

Troutdale Depot war ein kleiner Laden mit kleiner Auswahl an Futter. Nicht mal speziell Futter für mich gab es dort.

Doch die Inhaberin hatte selbst Hunde und so schickte sie ihren Mann los, um für mich Futter zu besorgen.

Ich bekam also meine Trockenkekse und mein Lieblingsmensch Kaffee und selbstgemachte Brownies.

Gleich nebenan war die Kirche, die Hikern so wie uns eine Unterkunft gegen eine Spende anbot.

Wir waren die einzigen Gäste dort und hatten die Unterkunft für uns alleine.

Und dann kam doch noch der Regen. Aber da waren wir schon längst trocken untergebracht.

Mit viel Futter für mich und wenig Futter für meinen Lieblingsmenschen ging es nach Kaffee und Brownies vom Troutdale Depot an die Strasse, um mitgenommen zu werden.

Es gab tatsächlich Autos, die durch diesen winzigen Ort fuhren, aber leider nicht anhielten. 

Hier wird alles als Stadt bezeichnet, auch wenn es sich nur um eine Ansammlung von ein paar Häusern handelt.

Wir werden nach langem Warten mitgenommen und der nette Fahrer bringt uns sogar noch ein Stückchen weiter und wir können uns so eine Wegstrecke ersparen.

Auch gut, denn sonst hätte ich Spirit nicht kennen gelernt. Ein super netter Hundekumpel!

Während es an manchen Sheltern und Zeltplätzen sehr einsam ist, sieht es an anderen Stellen wieder ganz anders aus.

 

Auch sowas findet man auf dem Weg

Immer noch kein Regen? Leider doch, aber nicht soviel und ich konnte meine Regenmantel wieder ausziehen. 

Die jetzige Strecke hatte ich noch in Erinnerung. Es ging wieder an der alten Schule vorbei, die schon über hundert Jahre alt ist. 

Mein Lieblingsmensch las auf einem Schild, dass es Trail Magic in der Schule geben sollte.

Leider geschlossen! Ist das dann auch Trail Magic?

Dafür sind wir zum alten Farmhaus und seinen vielen Nebengebäuden gelaufen. Natürlich auch schon ganz alt. 

Das Farmhaus.

Danach ging es weiter zur großen Straßenkreuzung mit viel Verkehr, Tankstelle und Futterplatz.

Gerade rechtzeitig erreicht, bevor der große Regen uns erwischte.

Hier machten wir Pause. Ich verkroch mich gleich unter den Tisch, von wo aus ich am besten entspannen und von wo aus ich aber auch am besten beobachten konnte.

Eine Zweibeinerin, die mich sah, ging sofort wieder zu ihren Auto zurück, um für mich ein Leckerlie zu holen. Sehr aufmerksam. Daran sollten sich die Zweibeiner zu Hause mal ein Beispiel nehmen.

Nach langer Pause liefen wir im Nieselregen weiter wieder in den Wald hinein. Der Regen hörte auf und mein Liebblingsmensch konnte im Trockenen unser Zelt unter großen Rhododendron aufstellen. In der Nacht hat es dann doch ordentlich geregnet, aber wir lagen ja sicher und trocken im Zelt.

Der Appalachian Trail wird in diesem Jahr einhundert Jahre alt!

1925 entstand die Idee, den Fußweg von Georgia bis nach Maine durch das Apalachen Gebirge ohne Unterbrechungen auszuweiten.

Der Appalachian Trail Conservancy erreichte, dass sich viele Mountain Clubs und freiwillige Helfer dafür einsetzen, den Fußweg zu markieren und dafür zu sorgen, dass er passierbar bleibt. Das bedeutet, umgestürzte Bäume zu entfernen, Gräser zu mähen, Schutzhütten aufzustellen und instand zu halten.

Seit hundert Jahren wandern nun Zwei- und Vierbeiner auf diesem Weg von Süd nach Nord und umgekehrt.

Jeder einzelne hinterließ und hinterlässt seinen Fuß- und Pfotenabdruck und vielleicht ist es das , was den Trail seinen Zauber gibt.

Heute Mittag sind wir im Bear Garden Hostel angekommen und dürfen sogar im Bunk House übernachten.

Haben das Haus wieder mal für uns alleine, was ja auch immer sehr nett ist.

Es regnet übrigens immer wieder zwischendurch. Hoffentlich hört der Regen morgen auf.

Happy Trails 

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Kommentare

Bu und Heidi
Vor 6 Monate

Viel Spaß weiterhin
Heidrun & Burkhardt