Die Tage, die wir in Salisbury bei Olaf verbracht haben, waren für mich alle sehr ähnlich. Futtern, schlafen und wieder futtern. Mehr habe ich, das muss ich ja zugeben, nicht gemacht. Außerdem war es recht warm draußen und so habe ich es vorgezogen, auf dem kühlen Fliesen im Haus zu bleiben.
Den Liegeplatz wechselte ich ab und zu. Mal im Badezimmer, mal in der Küche und mal irgendwo dazwischen.
Ja daran hätte ich mich gewöhnen können. Aber ihr wisst ja, mein Lieblingsmensch hat andere Pläne.
Dann wurden auch schon wieder die Sachen gepackt:
Nach dem Frühstück und Abschiednehmen ging es dann auch schon wieder los. Ich war ausgeruht und es war nicht mehr ganz so heiß wie die Tage zuvor.
Da Olafs Haus nicht weit vom. Trail liegt, konnten wir direkt von dort aus loslaufen.
Erst die Straße entlang, dann ein Stück Wiese, in den Wald hinein und dann hoch zum ersten Berg. Dieser war nicht besonders steil, aber nach so vielen Ruhetagen doch recht anstrengend.
Vielleicht nicht so sehr für mich, ich dachte dabei eher an meinen Lieblingsmenschen.
Ich habe ja nicht so ein Zeitverständnis wie die Zweibeiner, aber wir waren schon eine zeitlang unterwegs, als mein Lieblingsmensch plötzlich unruhig wurde und immer wieder auf ihr Telefon schaute. Irgendetwas stimmte da wohl nicht.
Irgendwie konnte sie wohl nicht mehr telefonieren und Nachrichten empfangen.
Warum? Weil die Bank die für diesen Monat fällige Zahlung an den Kartenanbieter verweigert hat.
Mein Lieblingsmensch war ganz aufgeregt, schaute mich an und fragte mich, was wir jetzt machen sollen.
Ja ich wäre ohne Telefon weiter gelaufen, ich brauche das nicht.
Weiter bis zur nächsten Stadt bedeutete zwei Tage Fußmarsch. Ohne Telefon!
Und dann hätte mein Lieblingsmensch wieder jemanden finden müssen, mit dessen Telefon sie die Bank in Deutschland anrufen kann.
Vielleicht war bis dahin die Telefonkarte nicht mehr gültig und die Suche nach einem Anbieter hätte aufs Neue begonnen.
Ich mache es kurz: Wir sind umgedreht und sind die ganzen dreieinhalb Stunden wieder zurück zu Olaf gelaufen.
Für mich war das in Ordnung, aber mein Lieblingsmensch war ganz schön wütend.
Bei Olaf gab es für mich leckeres Futter aus der Dose und mein Lieblingsmensch konnte telefonieren.
Olaf ging in der Zwischenzeit los, um für das Abendessen zu sorgen.
Nach den vielen Gesprächen am Telefon mit Bank und Kartenanbieter war wohl alles geregelt.
Mein Lieblingsmensch entspannte sich, hatte wieder bessere Laune und nach einer erholsamen Nacht ging es am nächsten Morgen den gleichen Weg wieder den Berg hinauf.
Wie gut, dass wir am gestrigen Tag noch nicht den andere Berg erklommen hatten, auf dem sich ein sehr steiler Pfad nach oben schlängelte.
Nach zwei steilen Bergen und dreizehn Kilometern war Schluss und wir übernachteten beim nächsten Zeltplatz.
Ich hatte auch das Gefühl, dass mein Lieblingsmensch etwas lahmte und dass ihr irgendetwas weh tat.
Auch am nächsten Tag liefen wir nicht mehr als dreizehn Kilometer, die Pfade waren steil und felsig und während ich leichtpfotig hinauf und hinunter laufe, geht das bei meinem Lieblingsmenschen nicht ganz so schnell. Außerdem tut ihr das Bein weh, was natürlich alles verlangsamt.
Zum nächsten Zeltplatz schaffen wir es nicht, es ist schon später Nachmittag und nicht nur mein Lieblingsmensch ist müde.
Direkt neben dem Pfad im Wald ist ein kleines Stückchen frei für unser Zelt und wir verbringen die Nacht dort.
Eigentlich ist hier das Zelten verboten und nach einer unruhigen Nacht, es könnte Ärger geben, wird gleich frühmorgens alles wieder eingepackt und es geht ohne Frühstück und Wachwerden weiter.
Bei den vielen Mücken wäre ein längerer Aufenthalt auch nicht schön gewesen.
Als ob die Bank auf uns gewartet hätte:
Jemand hatte sogar Wasser für uns durstige Hiker bereit gestellt.
Hier konnten wir mückenfrei frühstücken.
Frisch gestärkt ging es weiter
Und dann gab es Trail Magic
Nach der Stärkung, ich habe diesmal auch ein paar Würstchen bekommen, ging es dann weiter bis zum achtzehn Kilometer entfernten Shelter.
Mein Lieblingsmensch lahmt, macht immer wieder Pausen, setzt sich auf jeden Stein der zum Sitzen einlädt und wir kommen nur langsam voran.
Als uns ein anderer Hiker entgegen kommt, fragt mein Lieblingsmensch nach Schmerztabletten.
Er hat welche dabei!
Danach geht das Laufen besser und wir erreichen nach 19 Kilometer den Shelter.
Am nächsten Tag scheint das Bein meines Lieblingsmenschen wohl besser zu sein. Sie humpelt nicht mehr und läuft auch wieder schneller.
Und wieder Trail Magic am Wegesrand:
Wir laufen diesmal achtzehn Kilometer zum Shaker Campsite. Angeblich soll sich dort ein Bär aufhalten, aber mit mir als Bärenschreck braucht sich mein Lieblingsmensch ja nicht zu fürchten.
Ohne Worte
Und wieder Trail Magic
Beim Zeltplatz gab es keinen Bären, den ich hätte verjagen können und so ging es am folgenden Tag weiter zum Goose Pond Shelter.
Der Goose Pond Shelter wird von einem der vielen Appalachian Trail Clubs betrieben und hat sogar ein richtiges Blockhaus zum Übernachten. Das Blockhaus und der Platz drum herum wird sogar von Clubzweibeinern bewirtschaftet.
Das heißt, es gibt dort morgens sogar Kaffee und Pfannkuchen. Pfannkuchen aber nur für die Hiker, die im Blockhaus übernachten dürfen.
Für die Hiker, die zelten, gibt es nur Kaffee.
Ich war natürlich mal wieder nicht erlaubt im Blockhaus und so gab es für meinen Lieblingsmenschen auch keinen Pfannkuchen.
Dafür konnte sie aber im See baden und ihr Ersatzfell darin waschen, um es dann einigermaßen sauber, aber recht nass, am nächsten Tag wieder anzuziehen.
Dafür gab es am nächsten Tag auf der Blueberry Farm Blaubeerkuchen und Blaubeermuffins.
Wir mussten einige Kilometer Pfotenmarsch zurück legen, bevor die Massachusetts Cookie Lady den Kuchen und selbst gemachten Hibiskustee servierte.
Wir durften dort sogar zelten und so ging es dann von dort aus weiter nach Dalton, einem kleinen Städtchen, was direkt am Trail liegt.
Mein Lieblingsmensch wollte dort eigentlich für Futternachschub sorgen, aber bis auf die Tankstelle gab es dort keinen Futterladen.
Naja etwas Nassfutter und große Kekse für mich und Kuchen für meinen Lieblingsmenschen konnten wir bekommen und mein Lieblingsmensch konnte sich duschen.
Das städtische Schwimmbad läst Wanderer dort ab vier Uhr nachmittags umsonst duschen.
Ich wartete solange draußen im Schatten, es war wieder sehr heiß geworden, bis mein Lieblingsmensch mit sauberen Unterfell wieder raus kam.
Dann ging es wieder raus aus Dalton in den Wald, wo wir ein nettes Plätzchen zum Übernachten fanden.
Die nächste Stadt, durch die der Trail direkt hindurch führt ist Chesire.
Daran kann ich mich noch gut vom letzten Mal erinnern. Gleich am Anfang gab es so einen Eisladen, wo ich damals Eis bekommen habe.
Mein Lieblingsmensch hatte das nicht vergessen und auch diesmal bekam ich so ein leckeres Eis.
Gleich gegenüber liegt der Father Tom Campsite auf dem wir Hiker zelten dürfen.
Es gibt Toiletten, eine Wasserstelle und Fahrräder.
Da sich die zweibeinige Hikerin Puma, die wir schon öfters unterwegs getroffen hatten, direkt neben unserem Zelt niedergelassen hatte, konnte mein Lieblingsmensch mich alleine lassen und einkaufen fahren.
Ja und während sie nun weg war, kam ein großer, schwarzer Hund vom Nachbargrundstück auf mich zu.
Der sah gar nicht freundlich aus und außerdem musste ich ja unser Zelt verteidigen.
Das ist aber nicht einfach wenn man so wie ich an der Leine festgebunden bin. Und so nützte all mein Bellen und Knurren nichts.Der große Hund sprang auf mich zu und tat mir weh.
Hätte Puma den Hund nicht weggescheucht, ich weiß nicht, was dann passiert wäre.
Ich legte mich nach diesem Angriff erst mal in den Schatten zwischen den Büschen und wartete auf meinen Lieblingsmenschen.
Als sie kam mit all den vielen Leckerlies für mich, hatte ich den Angriff schon wieder vergessen.
Doch am Abend erinnerte ich mich wieder daran und hinter meinem Ohr begann es zu schmerzen.
Ich quiekte ein paar mal auf und wollte auch nicht mehr angefasst werden.
In der Nacht wurde es so schlimm, dass ich nicht mehr im Zelt liegen konnte und mich draußen hinlegte.
Am nächsten Morgen tat immer noch alles am Kopf weh und ich schnappte nach jeder Hand, die sich mir zu nahe kam.
Mein Lieblingsmensch organisierte einen Fahrer, der uns zum nächsten Tierarzt fuhr. Auf der Fahrt dorthin ging es mir schon viel besser und als wir das Gebäude vom Tierarzt betraten waren die Schmerzen weg.
Der Tierarzt hatte sowieso keine Zeit, mich zu untersuchen und so konnten wir wieder gehen.
Nach zweieinhalb Stunden fand sich auch ein Fahrer, der uns zurück zum Zeltplatz brachte.
Vorsichtshalber blieb mein Lieblingsmensch den ganzen Tag mit mir dort und wir liefen erst am darauf folgenden Tag weiter.
Mir geht es wieder gut, es tut nichts mehr weh und der Hund von nebenan kam auch nicht mehr rüber.
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Viel Spaß Euch Beiden und bleibt gesund und munter und kommt heil zurück !
Heidrun und Burgel 💖